Substrate und Kulturformen

Dieser Abschnitt beleuchtet die Vielfalt und Bedeutung von Orchideen-Substraten und bietet wertvolle Einblicke in deren Anwendung und Nutzen für ein gesundes Pflanzenwachstum.

Blumenerde – der Feind der (meisten) Orchideen

Das ist nichts neues, aber welche Alternativen gibt es?

1. Topfkultur

1.1 Organische Substrate

Orchideen werden hauptsächlich in durchsichtigen Plastiktöpfen kultiviert. Für diese Kulturform wählt man in der Regel spezielles Orchideensubstrat, das hauptsächlich aus Rindenstücken (Pinienrinde) besteht. Oft sind noch weitere Stoffe beigemengt, wie Kokosfasern, Sphagnum-Moos, Perlite oder Tonstückchen. Es gibt Mischungen für Epiphyten mit einem hohen Rindenanteil und daneben Substrate für Erdorchideen wie Frauenschuhe mit einem höheren Anteil an Kokosfasern oder Moos, was die Feuchtigkeit länger hält. Diese organischen Materialien haben den Vorteil, dass sie der Orchidee bei der Zersetzung Nährstoffe zur Verfügung stellen. Ein Nachteil ist die angesprochene Zersetzung: Mit der Zeit wird das Substrat weich, die für die Luftzirkulation wichtigen Hohlräume setzen sich zu. Dann muss umgetopft werden, denn ohne ausreichende Luftzirkulation sterben die Wurzeln von epiphytisch wachsenden Orchideen ab. Ich selbst verwende seit etwa drei Jahren fast nur noch das Seramis-Orchideensubstrat (Pinienrinde mit Tonstückchen) und bin damit sehr zufrieden. Davor habe ich einige Substrate auf Rindenbasis ausprobiert und so wirklich zufrieden war ich mit keinem. Das ist aber nur meine persönliche Erfahrung.

1.1.1 Pinienrinde

Die meisten getopften Orchideen wachsen in Pinienrinden-Substraten und werden in der Regel auch so verkauft. Wie oben schon geschrieben, gibt es hier verschiedene Mischungen, die es von namhaften Herstellern im Gartencenter genauso gibt wie die Eigenmischungen von Orchideengärtnereien. Der Vorteil an der Pinienrinde ist, dass sie viel Luft an die Orchideenwurzeln lässt, sich nur langsam zersetzt und einen günstigen pH-Wert hat. Ich selbst habe verschiedene Mischungen ausprobiert und bin schließlich beim Seramis-Orchideensubstrat gelandet, dass mich am meisten überzeugt hat.

1.1.2 Seramis-Orchideensubstrat

Das Seramis-Orchideensubstrat besteht aus relativ großen Rindenstücken und kleineren rötlichen Tonstückchen. Die Tonstückchen binden Wasser und geben es nach und nach an die Wurzeln und benachbarten Rindenstücke ab. Da es keine faserigen Bestandteile hat, ist es sehr strukturstabil, gewährt den Wurzeln also ausreichend Luft und es muss seltener umgetopft werden.

1.1.3 Sphagnum-Moos

Sphagnum-Moos gibt es in der Regel getrocknet und zum Teil gepresst zu kaufen, insbesondere für die Terraristik. Es kann viel Wasser aufnehmen und speichern, bleibt aber relativ stabil und der große Vorteil: es schimmelt nicht. Man kann es Rindensubstraten zur besseren Feuchtigkeitshaltung beifügen oder auch pur verwenden, zum Beispiel bei der Rettung von fast wurzellosen Orchideen oder für die Wurzelförderung von Kindeln.

1.2 Anorganische Substrate

Daneben gibt es auch anorganische Substrate wie Blähton, Seramis oder Colomi. Der Vorteil ist, dass sie sich nicht zersetzen. Beim Umstieg von organischem Substrat auf anorganisches ist zu beachten, dass die Wurzeln vollständig von allen organischen Resten, die sich zersetzen könnten, befreit werden um Fäulnis zu verhindern.

1.2.1 Seramis Pflanzgranulat und Blähton

Seramis Pflanzgranulat (nicht zu verwechseln mit Seramis Orchideensubstrat) besteht aus kleinen Tonstückchen, die sich nicht zersetzen. Bisher habe ich nur das spezielle Orchideen-Substrat von Seramis verwendet, mit dem ich sehr zufrieden bin. Ob reines Seramis für Orchideen geeignet ist, kann ich nicht beurteilen, da ich es noch nicht ausprobiert habe, genauso die Blähtonkugeln für Hydrokultur. Seramis Tonstückchen und Hydrokultur bieten keinerlei Nährstoffe für die Pflanze, wodurch regelmäßig gedüngt werden muss. Blähton hat einen neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert im Gegensatz zu organischen Substraten. Dieser erhöht sich weiter, wenn man mit relativ hartem Leitungswasser wässert. Orchideen bevorzugen jedoch für eine optimale Nährstoffaufnahme einen niedrigeren pH-Wert im leicht sauren Bereich. Ob und ab wann das problematisch ist, kann ich nicht allerdings nicht sagen, da mir hier die Erfahrungen fehlen.

1.2.2 Colomi

Colomi sind kleine „Steinchen“, die in verschiedenen Farben angeboten werden. Es wurde in Deutschland entwickelt und die Versprechen auf der Homepage des Herstellers lesen sich traumhaft: Es soll als Ionentauscher fungieren und dadurch Leitungswasser enthärten, Düngen für Jahre überflüssig machen, Schädlinge fernhalten und noch vieles mehr. Auch wenn ich gegenüber solchen Versprechungen misstrauisch bin, habe ich es ausprobiert und finde es gar nicht so schlecht. Der Hersteller empfiehlt die Kultur in einer geschlossenen Glasvase. Das habe ich bisher noch nicht ausprobiert. Stattdessen verwende ich es erfolgreich in durchsichtigen Plastiktöpfen mit Abzugsloch. Diese tauche ich wie meine anderen, in Rindensubstrat getopften Orchideen einmal in der Woche. Da ich dieses Substrat für vielversprechend halte, werde ich weitere Tests auch mit Kindel damit machen und in einem gesonderten Artikel darüber berichten.

2. Aufgebundene Kultur

Um Orchideen aufgebunden zu kultivieren, sollte man etwas Erfahrung haben und die räumlichen Möglichkeiten mitbringen. Auch ist sie nicht für alle Orchideenarten geeignet. In Orchideengärtnereien erhält man manche Orchideen auf Korkrindenstücken oder anderen Materialien aufgebunden.

Geeignet für die aufgebundene Kultur sind ausschließlich Epiphyten, also Orchideen die in der Natur auf Bäumen wachsen. Dies sind vor allem kleinere Oncidium-Arten, Bulbophyllum, Pleurothallis und Masdevallia und weitere Spezialisten.

Die aufgebundene Pflanze hat nur wenig Substrat zur Verfügung, das Wasser und Nährstoffe bereitstellt. Daher sollte sie bei hoher Luftfeuchtigkeit und ausreichender Luftzirkulation am besten in einem Feuchtraumterrarium aufgehängt und regelmäßig besprüht werden.

Als Basis-Material eignen sich Korkrinde oder Xaximplatten. Beides ist im Terrarium- oder Orchideenfachhandel erhältlich. Es gibt auch Platten aus Kunststoff oder Ton. Auf die Basis kommt ein wenig Sphagnum-Moos (ebenfalls im Terrarium- oder Orchideenfachhandel erhältlich). Anschließend wird die Orchidee vorsichtig, um keine Wurzeln zu beschädigen, darauf aufgebunden. Hierzu verwendet man am besten in schmale Streifen geschnittene Stumpfhosen (ca. 1cm breite Ringe abschneiden und durchtrennen). Diese verrotten nicht und bleiben lange elastisch. Man kann noch ein wenig lebendes Moos aus dem Garten darauf packen. Allerdings sollte man aufpassen, dass man sich keine Schnecken bzw. der Eier einschleppt.

Korkplatte
Xaximplatte

Um die benötigte hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, hängen meine aufgebundenen Miniatur-Orchideen in einer Vitrine und werden regelmäßig besprüht. Die Vitrine steht im Wintergarten, wodurch es zu einer nächtlichen Temperaturabsenkung kommt, die meine kleinen Lieblinge brauchen. Über meine aufgebundenen Orchideen und mein Terrarium möchte ich bald in einem separaten Artikel berichten.

3. Wurzelnackte Kultur

Die wurzelnackte Kultur erfolgt komplett ohne Substrat und ist vor allem für Vandas geeignet. Vielleicht hast du sie schon im Geschäft gesehen: Orchideen in großen Gläsern oder freihängend mit langen, schmalen Blättern und wunderschönen, oft blauen Blüten. Vanda-Wurzeln sind extrem empfindlich auf Staunässe, daher bietet sich diese Kulturform an. Mehr dazu unter Vanda-Orchideen.

Das Wässern ist relativ einfach: Ein bis zweimal pro Woche (je nach Temperatur und Helligkeit) füllt man kalkarmes Wasser oder Regenwasser in das Glas, bis alle Wurzeln bedeckt sind. In den Blattachseln sollte kein Wasser stehen. Nach einer halben Stunde schüttet man das Wasser restlos wieder aus. Es sollte kein Wasser am Boden stehenbleiben. Wenn man Regenwasser oder destilliertes Wasser verwendet, sollte man regelmäßig speziellen Orchideendünger in niedriger Dosierung beimengen, damit die Pflanze die benötigten Nährstoffe bekommt.

Welche Substrate eignen sich für Orchideen?

Rindenmischung

Eine beliebte Wahl, die für eine gute Belüftung der Wurzeln sorgt und durch langsame Zersetzung Nährstoffe für die Pflanze bereitstellt.

Moossubstrat

Ideal zur Feuchtigkeitsspeicherung für Erdorchideen.

Tonsubstrat

Perfekt für die Stabilität und langfristige Feuchtigkeitsabgabe.

Kokosfasern

Ein nachhaltiges Substrat mit guter Wasserhaltefähigkeit.

Was ist das beste Substrat für Anfänger?

Rindensubstrate sind ideal für Anfänger, da sie leicht verfügbar und einfach zu verwenden sind.

Wie oft sollte das Substrat gewechselt werden?

Immer wenn es nötig ist, um die Gesundheit der Pflanze zu erhalten. Siehe auch Umtopfen.

Kann ich meine Orchideen in normaler Blumenerde pflanzen?

Normale Blumenerde ist für die meisten Orchideen nicht geeignet, da sie eine spezielle Mischung benötigen, die ihre Wurzeln atmen lässt.

Welches Substrat eignet sich für feuchtigkeitsbedürftige Orchideen wie Frauenschuhe?

Spezielle Mischungen mit höherer Feuchtigkeitsbindung sind ideal für feuchtigkeitsbedürftige Orchideen.

Frisch umgetopfte Phalaenopsis in Seramis-Orchideensubstrat

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